Krankheiten auf den Mund gehen
Unser Mund gibt nicht nur verbal Geheimnisse preis: An der Mundhöhle zeigen sich auch zahlreiche Erkrankungen und indirekte Zeichen, die Aufschluss über den Zustand des Immunsystems geben. Das ist der Grund, aus dem Zahnärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Heilpraktiker oder Hausärzte ihre Patienten regelmäßig auff ordern, die Zunge auszustrecken und „Ahhhh“ zu sagen.
Man erkennt hier nicht nur Erkrankungen durch Viren, Bakterien oder Pilze im Rahmen von Entzündungen: Auch Autoimmunerkrankungen, Reaktionen auf Schadstoff e in Nahrungsmittels oder Genussmittels können sehr deutlich werden. Für geübte Diagnostiker sind auch Vorboten für Fehlregulationen des Immunsystems oder Probleme an anderen Stellen des Organismus sichtbar. Im gesunden Zustand ist etwa die Mundschleimhaut, auch die der Zunge, blassrot, glatt und feucht. Durch die feinen Tasthärchen, die auf der Zunge wachsen, entsteht hier ein leichter weißlicher Film, der sich mit der Zeit immer wieder durch Abnutzung abreibt und dann erneuert. Bei einer Störung durch schlechte Ernährung oder Genussmittel wie Tabak, aber auch durch längerfristigen Antibiotikagebrauch, kann sich dieser weißliche Belag zum Beispiel in eine schwarze Haarzunge verwandeln. „Brennende oder hellrote Zungen, die fast lackiert glänzen, deuten hingegen auf Vitaminmangel hin. Bei immer wieder entzündeten, stark schmerzenden Stellen ist eine Nahrungsmittelbelastung anzunehmen, wie bei gespritztem Obst oder auch bei einer Schwächung des Immunsystems.
Sorgen machen sollten Sie sich, wenn eine entzündete Stelle nicht abheilen will und länger als zwei Wochen besteht. Dann gilt es, diese Stelle vor dem Spiegel zu beobachten. Wenn sie abheilt, ist alles in Ordnung und sie dürfen weiter gut gelaunt Grimassen vor dem Spiegel ziehen. Wenn diese Stelle jedoch weiterhin besteht, sollte sie von Fachkollegen überprüft werden. Dies können Zahnärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Dermatologen oder eben auch Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen sein. So werden Veränderungen rechtzeitig behandelt, bevor daraus gegebenenfalls Krebserkrankungen oder andere schwerwiegende Probleme entstehen. Schließlich ist Vorsorge immer besser als Nachsorge. Schweigen ist hier weder Silber noch Gold.
Privat-Dozent Dr. Dr. Thomas Mücke
Chefarzt der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Helios St. Josefshospital Uerdingen